Buchveröffentlichungen

 

Sarah Maria Lejeune
Kind im Nebel
– Roman –

Wiesenburg 2007
263 Seiten, Hardcover, € 22,80
ISBN 978-3-939518-42-6

Ein Fisch ist nur ein Fisch.
Ein Text ist nur ein Text.
But who the fish is Fred?


Charlotte empfing mich in Eile, faselte etwas von einem Pokerabend, der einmal pro Monat stattfand und an dem einige Leute aus dem Verlag, Bekannte der Kerten-Donnelly-Sippe und weitere angefreundete Buchautoren anreisten, um angeblich zu pokern, obwohl jedes Treffen in einem Desaster endete. Schwungvoll schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen, riss mir regelrecht die Jacke vom Leib und hetzte zurück in die Küche, wo sie in kürzester Zeit Aperitifs und Horsd’œuvres herbeigezaubert hatte, die sie nun den Rittern der Tafelrunde, wie sie so schön zu sagen pflegte, servieren wollte. Ich könne mich ja schon einmal zu den Herrschaften gesellen, solle mich aber auf einiges gefasst machen, warf sie mir noch hinterher, verdrehte die Augen und flog endgültig in ihr Kochstübchen. Hatte zuvor mein Grinsen mitgenommen, mit dem ich mich dem sagenumwobenen Desaster anschloss.
Frederick begrüßte mich mit bekanntem grauem Augenlicht, das er den ganzen Abend zu tragen geschworen hatte, während er sich augenscheinlich fleißig in alle Gespräche mit einbrachte. Nina vergötterte ihn, als er spezielle Textpassagen aus dem Roman des geschätzten Autors Mark Willert lobpreisend zitierte und der amerikanische Freund sich auf die Schulter klopfte, einen so gescheiten Gleichgesinnten zu haben. Die meisten Leute gaben doch nur vor, etwas zu sein, dem sie nicht entsprachen, aber hier, im Hause Donnelly, befand man sich in heimischer Atmosphäre. Bestimmt war Willert ein philosophischer Dichter und Denker, gleichermaßen ein Kritiker der Politik und ebenso gescheit, um dumme Anmerkungen entlarven zu können. Die Spielregeln hatte ich verstanden. Es verhielt sich so, dass man Karten austeilte, und nachdem einer das erste Mal Full House oder dergleichen geäußert hatte, war er auch an der Reihe, das Thema eines Buches anzusprechen und all die Dummköpfe in der weiten, weiten Welt zu kritisieren. Nein, nicht, dass die eigenen Bücher die besten waren oder die einzigen mit wahrlich göttlichem Inhalt. Das natürlich nicht! Aber Sie haben ja ein Buch geschrieben, also, ich war so fasziniert nur diese eine Stelle hat mich doch nicht so ganz überzeugt nicht dass Sie mich jetzt falsch verstehen und Sie haben tatsächlich mein Buch gelesen nein welch großartiger Zufall da können Sie doch im Grunde jetzt mich loben und mir sagen was für ein toller Typ ich bin was mein Hirn betrifft.
Und Fredericks Gelächter hallte durch das ganze Haus, wurde anfangs noch unterstützt durch den Chor der anderen, bis er eine zynische Bemerkung über die andere in den Saal pfefferte und ein Sarkasmus nie widerlicher hätte sein können. Nina lachte über jeden seiner unbeschreiblich schlechten Witze, und nicht einmal Mark Willert, aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und somit vielleicht auch der am weitesten geöffneten Mäuler eingeflogen, hielt Fredericks Forderungen stand, wurde unwillkürlich und unbewusst ausgenommen wie ein Fisch. Und ein Lachen thronte über ihnen, erklomm die Dächer dieses Hauses, in dem eine One-Man-Show stattfand, nur niemand aus dem Publikum hatte zuvor die Plakate gelesen, die ihm das Spiel erklärt hätten. Zu guter Letzt beleidigte der Spielerkönig unbeirrt jeden von ihnen, und man verließ frohen Mutes das glühende Haus der Gezeiten, wurde von seinen Winterstürmen hinausgetrieben, nie wiederzukommen, ging dennoch auf des Frühlings buntem Teppich davon, um zum Sommeranfang zurückzukehren, im nächsten Monat, in dem der Herbst ihnen in den Hintern trat, während sie glaubten, die ersten Schneeflocken hätten sie etwas unsanft berührt.
Charlotte hatte recht behalten. Es war ein Desaster. Als ich mein ganz persönliches Interview mit ihr führte und sie den Tisch abräumte, wurde mir dieses monatliche Pokertreffen noch präziser erläutert. „Es ist wirklich eine Katastrophe. Da kommen die, verwüsten den ganzen Tisch, fressen einem die Haare vom Kopf, hinterlassen verstopfte Toiletten, nach den richtigen Getränken, versteht sich, und gehen, ohne sich bei mir zu verabschieden. Wo ich mir doch so viel Mühe gegeben habe. Es ist schrecklich. Aber so sind diese Schriftsteller nun einmal. Verrückt, oder?“
- „Ja, zu verrückt.“

 

 

Sarah Maria Lejeune
patricius, mein edler herr
Ein Vermächtnis
– Gedichte –

Wiesenburg 2002
73 Seiten, Broschur, € 10,--
ISBN 3-932497-68-6


auf der bühne, der seinen


doch sie sind die süßesten aller träume
denn in ihnen gibt es väterliche furcht
denn in ihnen rattert geborgener zwang
so werden sie bloß eine liebe sein

im applaus verschwindet er bald
klammert an den gipfeln seines sensiblen reims
um in ihm zu bleiben
um in ihm gefestigt zu stehn

zu lebzeiten, als er sich ihn endlich errichtet,
den prächtigsten aller grabsteine
juchei
denn er will seinem selbst applaudieren
denn er will sich sehn
sich wiedersehn

heut hat er sich neu verliebt
juchei
in die furchtbarsten aller süßen träume.


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